DER GEBURTSTAG MEINES SEELENSTEINS.
Am 16. Februar 2024 war es soweit. Es war der erste Sonnentag, der mir am Nachmittag bei fast 18 Grad die ersten Frühlingsgefühle bescherte. Also braute ich mir eine Tasse Kaffee, angelte mir eine Zigarre aus dem Humidor und ließ dem gewohnten Genussritual an diesem Wonnetag freien Lauf.
Ich blicke hinüber zum gegenüber liegenden Ufer des Klostersees und lasse mich einmal mehr von der spirituellen Schwingung der St. Walburgiskapelle inspirieren. Einige Schritte vor mir befindet sich ein stattlicher Findling, den ich zur Feier des Tages zu meinem SEELENSTEIN erkoren habe.
Wie viele der bis heute im gesamten Chiemgau verstreuten Findlinge, dürfte auch er ein typisches "Mitbringsel" einer Gletschermoräne sein, die sich vor ca. 10.000 Jahren von den Chiemgauer Alpen in Richtung Norden bewegt hat. Die Entstehung meines auserwählten Findlings dürfte jedoch 50 bis 30 Millionen Jahre zurückliegen, als sich durch das Zusammentreffen zweier Kontinentalplatten die Alpen aufgefaltet haben.
Geologen gehen davon aus, dass der Seeoner Klostersee zum Ende der Würm-Kaltzeit noch nicht existiert hat, sondern ein Teil des Chiemsees war. Seine Wasserfläche betrug damals etwa das Dreifache im Vergleich zu heute. Doch der Lebenslauf meines Seelensteins ist damit noch längst nicht vollständig. Er war ja - wenn auch nur in winziger Form - mit den beiden Kontinentalplatten fest verbunden. Deren Entstehung begann wiederum vor ca. vier Milliarden Jahren, also rund 600 Millionen Jahre, nachdem eine Wolke aus Gas und Staub den Grundkörper unserer Erde geformt hat. Dieser Entstehungsprozess ist untrennbar mit der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund fünf Milliarden Jahren verknüpft. Selbst wenn ich die Entwicklungsuhr noch einmal um 13.8 Milliarden Jahre zurückdrehen könnte, ich bin mir sicher, dass schon kurz nach der Geburt des Universums, sämtliche Ur-Atome vorhanden waren, aus denen auch mein Findling zusammengesetzt ist.
Einmal mehr ist erkennbar, dass alles mit allem zusammenhängt. Und dies gilt viel mehr noch für das Geistige, als für das, was wir Materie nennen. Dieses Thema ist gleichzeitig auch die wichtigste Verbindung zu meinem Leben. Denn die Erkenntnis, dass das Universum als ein Kosmos der Beziehungen betrachtet werden muss, stand viele Jahrzehnte im Mittelpunkt meines Denkens und Handelns. So gesehen, ist ein Seelenstein für mich nicht nur das perfekte Symbol für diesen Gedanken, sondern auch das ideale Objekt, sich an mich und mein Leben zu erinnern. Mehr zum Thema PRÄGUNG und zu der neuen Philosophie des Gedenkens findest du hier.
Der moosige Bewuchs umhüllt ihn wie ein wärmendes Mäntelchen. So wirkt er fast
ein wenig weich und lebendig.
Ein zu Stein gewordener Zeuge der Erdgeschichte.
Immer im Blick - die St. Walburgiskapelle auf der gegenüber liegenden Seeseite.
Die Kapelle wurde ca. 1000 n. Chr. errichtet und gehört zum Benediktinerkloster.
Blick auf das Kloster.